Otosklerose

Was ist eine Otosklerose?

Bei der Otosklerose kommt es zu einer krankhaften Verknöcherung im Bereich des Steigbügels, des kleinsten der drei Gehörknöchelchen, der den Schall auf das Innenohr überträgt. Diese Verknöcherung führt zu einer zunehmenden Verschlechterung des Hörvermögens, da der Schall nicht mehr effektiv vom Mittelohr ins Innenohr übertragen wird. Die Krankheit beginnt häufig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr und betrifft häufig beide Ohren, wobei die Symptome oft einseitig beginnen. Die Erkrankung ist relativ häufig und betrifft ca. 1% der österreichischen Bevölkerung, wobei viele Patienten nur geringe Symptome und keinen Behandlungsbedarf haben.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Otosklerose sind noch nicht vollständig geklärt. Etwa die Hälfte der Betroffenen weist eine familiäre Vorgeschichte auf, was darauf hinweist, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und hormonelle Veränderungen, wie sie während der Schwangerschaft auftreten, scheinen das Fortschreiten der Krankheit zu beeinflussen. Zusätzlich wird vermutet, dass virale Infektionen, wie beispielsweise Masern, das Risiko einer Otosklerose erhöhen können.

Symptome

Die typischen Symptome der Otosklerose entwickeln sich schleichend und umfassen:

  • Hörverlust: Zu Beginn meist einseitig, im weiteren Verlauf auch beidseitig.
  • Ohrdruck: Bei vielen Patienten steht das Gefühl von Ohrdruck zunächst im Vordergrund.
  • Tinnitus: Ein Ohrgeräusch, das oft als Brummen, Zischen oder Rauschen beschrieben wird.
  • Schwindel: In seltenen Fällen kann es zu Gleichgewichtsstörungen und Schwindelattacken kommen.
  • Parakusis Willisii: Eine paradoxe Verbesserung des Hörens in lauten Umgebungen, da die Betroffenen Gespräche in Geräuschkulissen besser verstehen als in ruhiger Umgebung.

Diagnose

Die Diagnose wird hauptsächlich durch eine klinische Untersuchung und audiologische Diagnostik gestellt. Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:

  • Ohrmikroskopie
  • Untersuchung mit der Stimmgabel (Weber- und Rinne-Versuch)
  • Hörtest (Audiometrie): Dieser zeigt einen typischen Hörverlust
  • Tympanometrie: Eine Untersuchung des Trommelfells und des Mittelohrs.
  • Stapediusreflexmessung: mit dieser kann gezeigt werden, ob der Steigbügel noch beweglich ist.
  • CT- oder MRT-Untersuchungen: Vor einer Operation einer Otosklerose werden üblicherweise auch bildgebende Verfahren eingesetzt. Dabei ist die Verknöcherung jedoch in nur ca. der Hälfte der Fälle sichtbar. Die Untersuchung dient aber auch dazu, um andere Erkrankungen der Ohren (z.B. anatomische Varianten und kleine Mißbildungen) sichtbar zu machen.

Therapie der Otosklerose

 

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze für Otosklerose, abhängig vom Schweregrad der Symptome:

  • In vielen Fällen ist nach Diagnosestellung zunächst keine spezifische Behandlung erforderlich, da die Symptome entweder sehr gering sind oder es sich um einen Zufallsbefund bei einer audiologischen Routinekontrolle handelt.
  • Hörgeräte: In den frühen Stadien der Erkrankung kann ein Hörgerät helfen, den Hörverlust zu kompensieren. Hörgeräte sind gerade bei der Otosklerose oft eine gute Therapieoption, da es sich um eine reine Schalleitungserkrankung handelt. Daher stellen Hörgeräte bei vielen Patienten eine gute Therapieoption dar, wenn der Hörverlust zwar störend, aber noch nicht zu stark ausgeprägt ist.
  • Operation (Stapedektomie): Bei fortgeschrittener Otosklerose kann eine Operation helfen. Dabei wird der festgewachsene Steigbügel durch eine Prothese ersetzt, die den Schall wieder effektiv überträgt. Diese Operation führt bei den meisten Patienten zu einer deutlichen Verbesserung des Hörvermögens und des Gefühls von Ohrdruck. Der parallel auftretende Tinnitus kann jedoch nur bei 50% der operierten Patienten gebessert werden.

Prognose

Die Prognose für Patienten mit Otosklerose ist in der Regel gut. Der Hörverlust entwickelt sich meist langsam und in vielen Fällen ist lange Zeit keine Therapie nötig oder eine Versorgung mit Hörgeräten ausreichend. Für eine Operation wie die Stapedektomie besteht kein Zeitdruck, da sich die Erfolgschancen auf eine Besserung oder Heilung durch die Operation durch ein Fortschreiten der Erkrankung nicht verschlechtern. Die Stapedektomie hat eine hohe Erfolgsquote und stellt eine dauerhafte Lösung dar. Allerdings kann es auch nach einer erfolgreichen Operation wieder zu einem erneuten Hörverlust kommen.