Was ist ein Hörsturz?

 

Ein Hörsturz ist eine plötzliche, einseitige Hörminderung, die ohne erkennbare äußere Ursache auftritt. Er wird als Notfall betrachtet und erfordert eine zeitnahe medizinische Abklärung.

Was sind die typischen Symptome eines Hörsturzes?

Ein Hörsturz ist eine plötzliche Verschlechterung des Hörvermögens auf einem Ohr. Betroffene berichten häufig von einem Gefühl, als wäre das Ohr „verstopft“ oder als würden sie durch Watte hören, haben aber keine Schmerzen. Ein Hörsturz kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zum vollständigen Verlust des Hörvermögens auf einem Ohr.

Mögliche Ursachen

Die Definition eines Hörsturzes ist eine "plötzliche Hörminderung unbekannter Ursache"; das heißt, definitionsgemäß ist die genaue Ursache für die Hörminderung nicht bekannt - würde man die Ursache für die Hörminderung kennen, dann würde man sie nicht als Hörsturz bezeichnen. Dennoch gibt es Faktoren, die mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Zu diesen gehören insbesondere Durchblutungsstörungen der Hörschnecke und Virusinfektionen. Inwieweit der Faktor Streß, der oft als Ursache genannt wird, tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung eines Hörsturzes spielt, ist nicht endgültig geklärt.

Symptome

Die Symptome eines Hörsturzes können variieren, jedoch gibt es einige typische Anzeichen:

  • Plötzliche Hörminderung auf einem Ohr
  • Gefühl, als wäre das Ohr „verstopft“ oder „gedämpft“
  • Ohrgeräusche (Tinnitus) sind ein häufig Begleitsymptom
  • Druckgefühl im betroffenen Ohr
  • in seltenen Fällen: Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen ("Hörsturz mit Vestibularisbeteiligung")

Wann sollten Sie zur ÄrztIn?

Wenn Sie den Verdacht auf einen Hörsturz haben, dann sollte dies unbedingt zeitnahe ärztlich abgeklärt werden. Zeitnahe bedeutet in diesem Zusammenhang: Innerhalb weniger (2-3) Tage. Obwohl auf vielen Websites geschrieben steht, dass die Therapie eines Hörsturzes möglichst sofort beginnen sollte, und dass die Prognose von einem möglichst sofortigen Therapiebeginn abhängt, ist diese große Dringlichkeit (also z.B. ein Therapiebeginn noch am Tag, an dem der Hörsturz eingetreten ist) in Studien nicht belegt.

In vielen Spitalsambulanzen gibt es in der Nacht und am Wochenende keine Möglichkeit zur Durchführung von Hörtests. Es ist daher meist sinnvoller, bis zum nächsten Werktag (aber nicht für 1-2 Wochen) zu warten, um die Hörstörung in einer HNO-Ordination oder in einer Spitalsambulanz abklären zu lassen und dann - nach Durchführung einer sorgfältigen Diagnostik - erst mit einer Therapie zu beginnen.

 

Dazu kommt, dass bei "leichten Hörstürzen", also solchen, bei denen es nur zu einer geringen Hörminderung kommt, eine hohe Selbstheilungswahrscheinlichkeit vorhanden ist. In unserer Ordination führen wir bei jeder akuten Hörminderung selbstverständlich immer sofort eine genaue audiologische Diagnostik durch. Bestätigt sich dabei die Verdachtsdiagnose Hörsturz, dann hängt es vom Ausmaß der Hörstörung ab, ob wir zu einer sofortigen Therapie raten, oder noch 1-2 Tage warten und dann mittels eines erneuten Hörtests kontrollieren, ob es zu einer Spontanheilung des Hörsturzes gekommen ist.  

Diagnostik

Zur Abklärung eines Hörsturzes wird die HNO-ÄrztIn verschiedene Untersuchungen durchführen:

  1. Ohrmikroskopie: eine sorgfältige klinische Untersuchung des Gehörgangs und des Trommelfells ist unerlässlich, um andere Ursachen für die Hörminderung auszuschließen. Die wichtigste Differentialdiagnose für einen Hörsturz ist die Verstopfung des Gehörgangs durch Ohrenschmalz!
  2. Hörtests (Audiometrie, Tympanometrie): Diese Tests messen das Ausmaß der Hörminderung und sind notwendig, um den Schweregrad des Hörsturzes zu bestimmen.
  3. Bildgebung (MRT des Innenohres, Hörnerven, Gehirns): Bei sich wiederholenden Hörstürzen oder bei hochgradigem Hörverlust müssen mit bildgebenden Verfahren differentialdiagnostisch andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Wenn die Diagnose Hörsturz gesichert ist, und ein (kurzes) Abwarten einer Spontanheilung nicht sinnvoll ist oder keine Spontanheilung eingetreten ist, dann ist eine Behandlung des Hörsturzes mit Kortison indiziert. Wenn keine Kontraindikationen gegen eine Kortisongabe bestehen, dann wird die Ersttherapie üblicherweise in Form von Kortisontabletten durchgeführt. In unserer Ordination erfolgt die Therapie mit Kortison über einen Zeitraum von 10 Tagen. Um eine Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut) zu verhindern, muss immer parallel ein Magenschutz-Präparat eingenommen werden.

In manchen Fällen (z.B. bei Kontraindikation gegen eine Kortisoneinnahme in Tablettenform) ist es nötig, das Kortison durch das Trommelfell ins Mittelohr einzuspritzen ("Intratympanale Kortisontherapie").

Alle weiteren Therapiemaßnahmen, wie durchblutungsfördernde Medikamente oder Streßreduktion, haben gegenüber der Kortisontherapie einen untergeordneten Stellenwert.

Heilungschancen

Die Prognose eines Hörsturzes ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Ist das Ausmaß der Hörstörung nur gering, dann kommt es in über 90% der Fälle zu einer Spontanheilung oder einer Heilung durch die Kortisontherapie. Bei schweren Hörstürzen ist eine dauerhafte Hörminderung oder ein Bestehenbleiben eines Tinnitus trotz frühzeitiger Therapie leider wesentlich häufiger.

Bei schwerem oder langanhaltendem Hörverlust kann eine Hörgeräteversorgung notwendig werden.

Vorbeugung

Es gibt keine gesicherte Methode, um einem Hörsturz vorzubeugen. Maßnahmen wie Streßabbau oder regelmäßige Bewegung sind zwar allgemein gesundheitsfördernd und daher zu begrüßen, es gibt aber keine wissenschaftlichen Belege, dass sie das Auftreten eines Hörsturzes beeinflussen können.