Gehörgangsentzündung (Otitis externa)
Was ist eine Gehörgangsentzündung?
Als Gehörgangsentzündung (Otitis externa) bezeichnet man eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, also des Bereichs zwischen der Ohrmuschel und dem Trommelfell. Diese Erkrankung wird durch
Hautreizungen und Infektion der Gehörgangshaut mit Bakterien und/oder Pilzen verursacht. Sie tritt gehäuft im Sommer auf, da sie durch Feuchtigkeit im Ohr (z.B. durch Schwimmen) begünstigt
wird.
Ursachen einer Gehörgangsentzündung
Faktoren, die Auslöser einer Gehörgangsentzündung sein können, sind:
-
Feuchtigkeit im Ohr: Wasser, das nach dem Schwimmen oder Duschen im Gehörgang verbleibt, kann das Wachstum von Bakterien und Pilzen fördern.
-
Verletzungen des Gehörgangs: Der Gehörgang ist empfindlich, und das Einführen von Gegenständen wie Wattestäbchen, Haarspangen oder Fingern kann kleine Verletzungen
verursachen. Diese können eine Entzündung auslösen.
-
Ohrenstöpsel: Bei empfindlichen Personen können Ohrstöpsel durch Reizung des Gehörganges oder die Verhinderung der Belüftung der Gehörgänge eine Entzündung begünstigen.
-
Hauterkrankungen: Hautprobleme wie Ekzeme oder Schuppenflechte (Psoriasis) können den Gehörgang anfälliger für Infektionen machen.
Symptome einer Gehörgangsentzündung
Die Symptome einer Otitis externa können von leicht bis extrem schmerzhaft variieren und umfassen in der Regel:
-
Schmerzen im Ohr: Der Schmerz kann intensiv sein, besonders bei Berührung oder Kauen.
-
Juckreiz im Ohr: Die Erkrankung beginnt oft mit einem Juckreiz des Gehörgangs.
-
Ausfluss aus dem Ohr: Es kann ein klarer, gelblicher oder eitriger Ausfluss auftreten.
-
Hörminderung: Durch die Schwellung des Gehörgangs oder durch Sekretansammlungen kann das Hören vorübergehend beeinträchtigt sein.
-
Rötung und Schwellung: Das betroffene Ohr kann außen gerötet und der Gehörgang geschwollen sein und eng sein.
Diagnose:
In den meisten Fällen kann die Diagnose durch eine klinische Untersuchung mit Inspektion der Ohren und Ohrmikroskopie gestellt werden. In manchen Fällen ist eine Abstrichentnahme durch die
HNO-ÄrztIn zur Erregerbestimmung und Feststellen von Antibiotika/Antimykostika-Resistenzen sinnvoll. Da die Keimbestimmung jedoch mehrere Tage dauert, wird auch in diesen Fällen meist gleich eine
Therapie begonnen, die dann nach Erhalt des Abstrichergebnisses angepasst wird.
Behandlung einer Gehörgangsentzündung
Da eine Gehörgangsentzündung bei fehlender oder falscher Behandlung schnell extrem schmerzhaft werden kann, sollte eine frühzeitige HNO-ärztliche Behandlung erfolgen. Die Behandlung hängt von der
Schwere der Entzündung und der Ursache ab:
-
Ohrreinigung: Ist im Gehörgang Sekret oder Eiter vorhanden, dann wird dieser von der HNO-ÄrztIn abgesaugt und der Gehörgang gereinigt.
-
Ohrentropfen: Antibakterielle, entzündungshemmende und/oder antimykotische (gegen Pilze wirkende) Ohrentropfen sind die Hauptbehandlung. Diese Tropfen helfen, die Infektion
zu bekämpfen und die Entzündung zu lindern. Bei einer erst beginnenden oder leichten Gehörgangsentzündung ohne wesentliche Schwellung des Gehörganges ist eine Behandlung mit Ohrentropfen für
wenige Tage oft ausreichend. Die Ohrentropfen sollten dabei 2-3x täglich so in den Gehörgang eingetropft werden, dass die gesamte Gehörgangshaut benetzt wird. Um eine ausreichende Behandlung
zu erreichen, sollte im Liegen mit einer Einwirkzeit von einigen Minuten eingetropft werden. Nach dem Eintropfen sollte das äußere Ohr etwas mit der Hand bewegt werden, damit sich die Tropfen
im gesamten Gehörgang verteilen und Luftblasen vermieden werden.
-
Streifeneinlage: Ist eine Schwellung des Gehörgangs vorhanden, dann wird ein ca. 10cm langer Gazestreifen, auf den eine Entzündungshemmende, abschwellende, antibiotische
Salbe aufgebracht wurde, in den Gehörgang eingelegt. Durch so einen Streifen kann der Gehörgang besser mit Ohrentropfen behandelt werden: Er wirkt wie ein Docht, durch den trotz der
Gehörgangsschwellung die Tropfen bis tief in den Gehörgang gelangen können. Der Streifen wird entweder nach 1-2 Tagen durch die HNO-ÄrztIn gewechselt oder kann (bei weniger starken
Entzündungen) nach 48 Stunden selbst durch den/die PatientIn entfernt werden.
-
Schmerzmittel: Eine Behandlung mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol ist häufig erforderlich, um die Beschwerden zu lindern.
-
Dauer der Behandlung: In leichten Fällen ist eine Behandlung über 3 Tage mit antibiotischen, kortisonhaltigen Ohrentropfen oft ausreichend. Bei einer fortgeschrittenen,
schweren Gehörgangsentzündung kann sich die Behandlung in Einzelfällen über mehrere Wochen erstrecken, bei denen immer wieder zur erneuten Ohrreinigung und Einlage von Salbenstreifen eine
HNO-Ordination aufgesucht werden muss.
-
Antibiotische Tabletten oder Infusionen: Kommt es zu einem Übergreifen der Entzündung auf die umliegende Haut oder den Ohrknorpel, dann ist eine rasche systemische Therapie
mit Antibiotika-Tabletten oder Infusionen erforderlich.
Vorbeugung einer Gehörgangsentzündung
Nach einer Gehörgangsentzündung ist das betroffene Ohr anfällig für eine erneute Entzündung. Mit den folgenden Maßnahmen können Sie das Risiko einer weiteren Gehörgangsentzündung verringern:
-
Vermeiden Sie Feuchtigkeit im Ohr: Nach dem Schwimmen oder Duschen sollten Sie das betroffene Ohr gut trocknen (z.B. durch Ausschütteln des Ohres in eine Taschentuch oder
Handtuch). Auch Ausföhnen mit einem unbeheizten Fön ist in manchen Fällen hilfreich.
-
Keine Wattestäbchen: Verwenden Sie keine Wattestäbchen oder andere Gegenstände, um Ihre Ohren zu reinigen oder um auftretenden Juckreiz zu stillen, da dies die Haut des
Gehörgangs reizen oder verletzen kann.
-
Behandlung von Juckreiz mit desinfizierender Essigsäure: Ohrentropfen und Ohrensprays mit 2%iger Essigsäure können angewendet werden, um akuten Juckreiz zu stillen und
Manipulationen in den Gehörgängen zu vermeiden. Weiteres können diese Tropfen/Sprays nach Wasserkontakt verwendet werden, um die Ohren zu desinfizieren. Solche Präparate sind rezeptfrei in
Apotheke erhältlich.
-
Regelmäßige Reinigung bei Ohrenschmalzproblemen: Wenn Sie zu vermehrter Ohrenschmalzbildung neigen, kann eine regelmäßige, professionelle Reinigung durch einen Arzt helfen,
das Risiko einer Entzündung zu verringern.
Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
Leider kann sich eine Gehörgangsentzündung rasant zu einer sehr schmerzhaften Erkrankung entwickeln. Bei zunehmenden Beschwerden ist es daher ratsam, rasch ärztliche Hilfe zu suchen.
Mögliche Komplikationen
In seltenen Fällen kann eine unbehandelte Gehörgangsentzündung auf benachbarte Gewebe übergreifen und zu einer Entzündung des Ohrmuschelknorpels (Perichondritis) oder der umliegenden Haut
(Erysipel) führen. Dabei handelt es sich um schwerwiegende Erkrankungen, die rasch mit passenden Antibiotika behandelt werden müssen. Bei Pilzinfektionen der Ohren kann es in sehr seltenen Fällen
zu einer teilweisen Zerstörung des Trommelfells kommen. In diesem Fall kann in Folge ein operativer Trommelfellverschluss notwendig werden.
Fazit
Wird eine Gehörgangsentzündung frühzeitig und richtig therapiert, dann ist sie in der Regel gut und rasch behandelbar. Ein frühzeitiger Arztbesuch ist jedoch angezeigt, um das Risiko von starken
Schmerzen, langwierigen Behandlungen und Komplikationen zu minimieren.