Akute Tonsillitis - Mandelentzündung - Angina tonsillaris

 

Die akute Tonsillitis (Angina tonsillaris, Mandelentzündung) ist eine Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillen), die durch eine bakterielle Infektion verursacht wird. Es handelt sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen um eine häufige Erkrankung, sie kommt aber auch bei Erwachsenen vor.

 

Erreger: Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes).

 

Folgende Symptome sind typisch für eine akute Tonsillitis

- Halsschmerzen (häufig stark)

- Schluckbeschwerden

- Engegefühl durch die Schwellung der Mandeln und durch eine begleitende Lymphknotenschwellung am Hals

- Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit

 

Diagnosestellung

 

Was geschieht beim Arzt?

Die Diagnose wird meist durch eine klinische Untersuchung gestellt. Der Arzt/die Ärztin begutachtet den Rachenraum und tastet am Hals die Lymphknoten ab. Bei einer bakteriellen Tonsillitis sind die Mandeln typischerweise weißlich belegt und die Lymphknoten am Hals sind geschwollen.

 

Schnelltest: Es gibt einen Schnelltest gegen Streptokollen A, der ähnlich einem Corona-Antigen-Test funktioniert. In Österreich ist diese Untersuchung nur in Kinderarztpraxen eine Kassenleistung.

 

Labor-Abstrich: Durch einen in ein Labor eingeschickten Abstrich kann die Art des Erregers und auch  die Empfindlichkeit gegen verschiedene Antibiotika untersucht werden. Es dauert allerdings mehrere Tage, bis das Resultat feststeht. Deshalb ist diese Untersuchung bei den meisten Patienten nicht geeignet, da eine sofortige Antibiotika-Therapie nötig ist.

 

Behandlung der akuten Tonsillitis

Ist die Diagnose bakteriell verursachte Angina tonsillaris ärztlich gestellt, dann sollte eine Therapie mit einem geeigneten Antibiotikum erfolgen. Bei nicht-Penicillin-allergischen Patienten wird üblicherweise ein Penicillin-Präparat für die Therapie eingesetzt. Dieses sollte ausreichend lange verwendet werden, um Komplikationen zu vermeiden.

Zusätzlich ist eine Behandlung der oft sehr starken Schmerzen mit einem Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol meist zumindest zu Beginn der Erkrankung sinnvoll.

 

Mögliche Komplikationen

 

Abszessbildung: Bei einem Peritonsillarabszess kommt es zu einer Eiteransammlung hinter oder neben der Mandel. Sichtbar ist dann eine einseitig verstärkte sehr schmerzhafte Schwellung der Mandel und eine Vorwölbung des Gaumenbogens auf einer Seite. Der Peritonsillarabszess ist eine unangenehme Komplikation, die meist eine Aufnahme ins Krankenhaus erforderlich macht. Nach einmaligem Auftreten eines solchen Abszesses ist das Risiko für diese Komplikation deutlich erhöht, so dass in Folge häufig eine Mandeloperation durchgeführt wird.

Atemprobleme: In manchen Fällen können die Mandeln so stark anschwellen, dass sie das Atmen erschweren.

Rheumatisches Fieber: Ein nicht antibiotisch behandelter Streptokokken-Infektion kann zum zum rheumatischem Fieber führen, das zu einer dauerhaften Schädigung verschiedener Organe (z.B. Herzklappen, Niere) führen kann. Das rheumatische Fieber ist heute im Vergleich zu früher sehr selten geworden. Die Gründe dafür sind einerseits die breite Verfügbarkeit von ärztlicher Behandlung und geeigneter Antibiotika, andererseits wird vermutet, dass die aktuell zirkulierenden Streptokokkenstämme weniger aggressiv sind als früher. Trotzdem ist es immer noch sehr wichtig, dass eine Angina tonsillaris mit antibiotisch behandelt wird, um diese schwerwiegende Komplikation zu vermeiden.

 

Wann zum Arzt?

Bei Verdacht auf eine akute Tonsillitis ist auf jeden Fall ein Arztbesuch indiziert. Wenn Sie den Verdacht auf eine Komplikation oder bei wiederholten akuten Mandelentzündungen sollte eine HNO-Ordination aufgesucht werden.

 

Wann ist eine Mandelentfernung notwendig?

Eine Mandelentfernung (Tonsillektomie) sollte in Erwägung gezogen werden bzw. kann notwendig sein, wenn

- bakterielle Mandelentzündungen mit Antibiotikabedarf häufig auftreten

- die Mandeln so groß sind, dass die Atmung beeinträchtigt wird

- nach Auftreten eines Peritonsillarabszesses, da dann Risiko einer nochmaligen Abszessbildung erhöht ist